Foto: André Wilms

Dass die englische Folk / Punk Truppe Skinny Lister eine äußerst taugliche Live Band ist, das zeigten die 6 Engländer bereits im Sommer 2017 auf dem Rockaue Open Air Festival, das in Bonn statt fand. Hier überraschte mich die Band, als sie am frühen Nachmittag eine beachtliche Performance auf der Hauptbühne hinlegte. Da die Truppe im Anschluss meine Fotos in sozialen Netzwerken teilte, blieben wir in Kontakt, und die Band war es dann auch, die mich für den Gig in Köln mit dem Fotopass versorgte.

Bevor es aber zu einem Wiedersehen mit den trinkfreudigen Engländern kommt, darf der Support Beans On Toast ran. Dieser entpuppt sich schnell als One Man Show, denn hinter dem Namen verbirgt sich lediglich der englische Folk Sänger Jay McAllister. Barfüßig und in Shorts betritt er mit seiner akustischen Gitarre die Bühne, um fortan seine Songs zu spielen. Musikalisch bieten die gespielten Songs wenig Abwechslung, aufregender und interessanter als die Musik sind allerdings die Texte, die McAllister in einer Art Sprechgesang vorträgt. Und hier kann er bei der aktuellen Lage aus dem Vollen schöpfen: So ist das angedachte Fracking in der Nähe des Sherwood Forests (Robin Hood Fans erinnern sich!) ein Thema, der Brexit ein weiteres. Ja, Themen gibt es genug. Und so wundert es nicht, dass Beans On Toast seit 2009 jährlich stets am 1. Dezember, dem Geburtstag McAllisters, ein neues Album veröffentlichen.

Nach gut einer halben Stunde verabschiedet sich der Engländer unter ordentlichem Applaus von der Bühne und macht selbige frei für Skinny Lister. Ein Umbauphase ist nicht notwendig, die Bühne ist schon zum Auftritt des Support Acts für die Hauptband vorbereitet. Dennoch dauert es ein paar Minuten, bis das Sextett die Bühne betritt.

„Wanted“ bildet den Auftakt einer wilden Fahrt durch die letzten Alben. Ingesamt werden knapp 20 Tracks performt. Und die Performance hat es in sich: Natürlich zieht Sänger und Gitarrist Daniel Heptinstall viele Augen auf sich, ist er es doch, der die meisten Gesangsparts übernimmt. Aber direkt neben ihm steht Lorna Thomas, und es ist fast unmöglich, nicht permanent auf sie zu starren. Denn eigentlich steht sie auch gar nicht, nein, sie tanzt und hüpft und ist einfach nur präsent. Ab und zu übernimmt sie Background Vocals, dann tanzt sie wieder, hin und wieder holt sie aus dem Backstage Bereich frisches Bier für ihre 5 Mitstreiter in der Band, desweilen unternimmt sie auch Ausflüge ins Publikum oder reicht diesen großen Behälter Bier im Publikum rum. Sie ist überall. Irre. Ihr Bruder Maxwell Thomas malträtiert derweil das Akkordeon und bringt sich auch ab und an in die Gesangsparts ein, erobert dabei auch stets einen Platz vorne am Bühnerand.

Ganz außen spielen Sam Brace an der E-Gitarre beziehungsweise Scott Milsom am Kontrabass. Gegen die Präsenz der drei Band Mitglieder zwischen ihnen können sie kaum konkurrieren, dabei post Sam Brace ordentlich, lässt sich zwischendurch auch vom Publikum tragen. Scott Milsom reißt hin und wieder seinen Kontrabass in die Luft und gibt ein imposantes Bild ab. Aber ganz hinten auf der Bühne, da sitzt Thom Mills an den Drums und fällt kaum auf. Bei den vielen Leuten vor ihm auf der Bühne ist er auch selten zu sehen.

Skinny Lister begeistern auf ganzer Länge. Ihr punkiger Folk beziehungsweise folkiger Punk funktioniert auf den Alben schon ziemlich gut, live auf der Bühne wächst die Band allerdings über sich hinaus. Die Stimmung in der vollen Kantine ist prächtig, die Band ist in Bestform, der Abend ist schlicht grandios.

Bericht: André Wilms

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